Der Bürgerverein protestiert weiterhin gegen der Klärschlammverbrennungsanlage

Nachdem im März offiziell bekannt geworden ist, dass die Stadt Köln hier bei uns am südlichen Ortsrand eine Klärschlammverbrennung errichten will, ist der Bürgerverein in Verbindung mit den anderen Bürgervereinen des Kölner Nordens dazu im Kontakt, um darüber aufzuklären und unsere Position zu verdeutlichen. Wir halten unverändert die Freifläche am Heizkraftwerk aus mehreren Gründen für ungeeignet. Die Kölner Stadtrevue  hat darüber in ihrer Ausgabe 6-2021 berichtet. Den Artikel finden Sie hier oder unter www.stadtrevue.de

„Klar GmbH“ soll Klärschlammverbrennungsanlage bauen Alternativer Standort Niehl?

Anwohner des Heizkraftwerkes Merkenich protestieren gegen die geplante Klärschlammverbrennungsanlage.  Foto:  Brand

Merkenich – (hub). Die Gemüter der Anwohner rund um das Heizkraftwerk „kochen“. Die Proteste richten sich gegen die Errichtung einer Klärschlammverbrennungsanlage.

Die zukünftige Betreibergesellschaft Klar GmbH soll als öffentlich-rechtliches Unternehmen gegründet werden. An der Gesellschaft werden unter anderem die Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB) und der Stadtwerke-Konzern beteiligt sein. Hintergrund der neuen Anlage ist zum einen die Einstellung der Kohleverstromung nach dem Kohleausstiegsgesetz. Zum anderen trat die neue Klärschlammverordnung (AbfKlärV) 2017 in Kraft. Dadurch werden große Kläranlagen mit einer Ausbaugröße für über 100.000 Einwohner ab 2029 dazu verpflichtet, den Phosphor zurückzugewinnen. Die Bedenken der Anwohner beziehen sich auf den zu erwartenden Verkehr, gesundheitliche Gefahren und die Geruchsbelästigung. 

Auch die Bezirksvertretung beschäftigte sich mit dem Thema, dabei stellten sich Joern Kleimann und Heinz Brandenburg (beide StEB) und Christoph Preuß (RheinEnergie) in einer Sondersitzung den Fragen der Bezirkspolitiker. Es gehe bisher nur um die Gründung einer Gesellschaft, so Preuß. Die Politiker wiesen das zurück, schließlich werde damit auch ein Betrauungsvertrag abgeschlossen. Sie verabschiedeten eine Resolution.


Christian Joisten bewertet die Klärschlammanlage als sinnvolles Projekt und der Standort Merkenich sei alternativlos. Neben dem LKW biete der Standort Alternativen der Zulieferung, so per Düker aus Stammheim, per Schiff und per Güterzug, so Joisten. Der Stadtteil solle im Gegenzug bei der Nahversorgung, den Kitas und dem ÖPNV in den kommenden Jahren besonders berücksichtigt werden, fordert der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Der bereits bestehende Düker verbindet Stammheim mit Niehl.  Das Unternehmen benötige am Standort Merkenich einen Teilersatz, da dort eine Braunkohlenanlage stillgelegt werde – nicht in Niehl, so Preuß. In Niehl gebe es keinerlei „Sekundärtechnik“ für den Umgang mit festen Brennstoffen (Aschetransport im geschlossenen System), da es dort nicht benötigt werde – all das sei aber in Merkenich vorhanden. „Die Fernwärme- und Dampfnetze von Merkenich und Niehl sind komplett getrennt, die Energie aus der Klärschlammverbrennung wird für das „Nord-Netz“ benötigt, das Chorweiler/Heimersdorf/Seeberg plus die Industrie im Kölner Norden mit Wärme beliefert“, so Preuß weiter.

Text des Protestplakates.  Foto:  klais

Gründung von Klar GmbH

Verwirklichung der Klarschlammverbrennungsanlage in Merkenich kommt einen Schritt weiter – Per Entschluss der Rat der Stadt Köln wird der Klar GmbH gegründet mit Beteiligung der Stadtentwässerungsbetriebe Köln AöR und den Stadtwerke Köln GmbH

Klar Gmbh ist kurz für „Klärschlammverwertung am Rhein GmbH“, d.h. Klärschlamm soll in in Merkenich verbrannt werden!

Lesen Sie hierzu die Details

https://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0050.asp?__kvonr=100424

Protest gegen die geplante Klärschlammverbrennungsanlage in Merkenich wächst

Betrag vom 8.April 2021 in T-online verfasst von Christopher Dröge

https://www.t-online.de/region/koeln/news/id_89805366/koeln-merkenich-protest-gegen-neue-anlage-zur-klaerschlammverbrennung.html#utm_source=websuche&utm_medium=t-online-ergebnisse&utm_campaign=link1

Beitrag vom 21.April 2021 im Kölner Stadtanzeiger verfasst von Karine Waldschmidt

Klärschlammverbrennung in Merkenich

In der aktuellen Ausgabe unseres Infoblattes „Em Dörp“ sowie hier (siehe unten 9.März 2021) hatten wir über Pläne der Stadt Köln berichtet, bei uns im Heizkraftwerk Merkenich künftig eine Klärschlammverbrennungsanlage aufbauen zu wollen. Zwar fällt die Verbrennung von Braunkohle weg – damit ist dann allerdings keine Verbesserung für Merkenich verbunden, wenn der eine nicht unproblematische Brennstoff durch den anderen ebenfalls nicht unproblematischen Brennstoff Klärschlamm ersetzt wird.

Diese Planung ist Gegenstand der Beratung der Bürgervereine des Kölner Nordens am 22. Februar gewesen. Daraus resultierend haben nahezu alle Bürgervereine des Kölner Nordens unter Federführung von Lindweiler und Merkenich ein Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden im Kölner Stadtrat geschickt. Außerdem noch an die Vorsitzenden des Umweltausschusses und des Gesundheitsausschusses. Und das, weil wir eine Zunahme der Luftverschmutzung befürchten in unserem ohnehin schon stark von Verkehrs- und Industrieemissionen belasteten Ortsteil.
Beleg dafür ist, dass der überwiegende An- und Abtransport per Lkw erfolgen soll. Bisher wird für den Brennstoff ausschließlich der umweltfreundliche Eisenbahnanschluss genutzt.

Fragen Sie Ihren Bezirksvertreter/ in oder Ratsmitglied, was konkret auf unseren Ort zukommen wird. Zeigen Sie, dass Ihnen diese Planungen der Stadt und ihrer Töchter nicht gleichgültig sind. Bedenken Sie, dass die abschließende Entscheidung für die Verbrennungsanlage schon am 22. April und dann am 6. Mai im Rat erfolgen soll.

Information der Stadtentwässerungsbetriebe Köln zur Merkenicher Klärschlammverbrennung

StEB Köln und Stadtwerke Köln planen Klärschlammverbrennungsanlage inMerkenich

Die Entsorgungslage von Klärschlamm ist weiterhin angespannt. Aufgrund der Änderungen der Klärschlamm- und Düngeverordnung suchen die StEB Köln, wie viele Städte und Gemeinden im Rheinland, nach neuen Wegen, wie sie den Schlamm aus ihren Kläranlagen künftig entsorgen können. Dabei stehen alle vor denselben Herausforderungen: Verbrennungskapazitäten fehlen, die Mitverbrennung in den rheinischen Kohlekraftwerken ist auf Dauer nicht möglich, die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung wurde stark eingeschränkt und der Rohstoff Phosphor muss zukünftig zurückgewonnen werden.
Das Preisniveau für die Klärschlammentsorgung ist seit 2017 sprunghaft gestiegen und es gilt, einen Entsorgungsnotstand zu vermeiden. Doch welche Lösungen sind geeignet, um Entsorgungssicherheit und Phosphorrückgewinnung zu wirtschaftlichen Preisen gewährleisten zu können?

Aktuelle Situation
Vor diesem Hintergrund gründeten die StEB Köln, der Wasserverband Eifel-Rur, der Erftverband, der Niersverband, die Stadt Bonn und 17
interessierte Gemeinden aus dem Nahbereich im Jahr 2018 die Klärschlammkooperation Rheinland (KKR). Wesentliches Ziel der KKR war die Suche nach einer kosteneffizienten, umweltgerechten und rechtssicheren Entsorgungslösung.

Aufgrund der großen Menge von 360.000 Tonnen Originalsubstanz (= 90.000 Tonnen Trockenmasse) sehen die Partner eine Aufteilung auf zwei Standorte als sachgerechte und realisierbare Lösung an. Eine Teilmenge setzt sich aus dem Klärschlamm der drei Wasserverbände zusammen, die zudem einen privaten Standortinhaber an einer öffentlich-privaten Partnerschaft beteiligen wollen.

Für die andere Teilmenge gibt es bereits ein tragfähiges Konzept: Dank einer Kooperation mit den Stadtwerken Köln GmbH (SWK) kann auf dem Gelände des Heizkraftwerks in Köln-Merkenich eine KVA errichtet werden. So wird es möglich, dass eine rein öffentlich getragene  Gesellschaft verwirklicht werden kann. „Dies ist ein Meilenstein bei unserer Suche nach einem geeigneten Standort in öffentlicher Partnerschaft“, sagt Otto Schaaf, Vorstand der StEB Köln.

Standort
Der Standort des Heizkraftwerks Köln-Merkenich (unmittelbar nördlich der Fordwerke und am Ölhafen in einem Industriegebiet gelegen) ist für den Bau und Betrieb einer KVA mit einer Kapazität von 120-180.000 Tonnen Originalsubstanz besonders gut geeignet. Die StEB Köln bringen  76.000 Tonnen Klärschlamm ein. Die Untergrenze von 120.000 Tonnen Originalsubstanz ergibt sich aus einer Mindestgröße, ab der eine solche Anlage ökologisch und ökonomisch sinnvoll betrieben werden kann. Damit diese Schwelle erreicht wird, sollen weitere öffentliche Partner beteiligt werden.
Der Standort bietet vor allem ökologische Vorteile:
· Der Klärschlamm des Großklärwerks Köln-Stammheim kann mittels einer Druckleitung durch einen vorhandenen Düker zur Anlage transportiert werden. Damit würde die Anlieferung per LKW deutlich heruntergefahren, der städtische Straßenverkehr in Köln könnte massiv entlastet und innerstädtische Emissionen wie NO2, Geruch, Staub, Lärm und CO2 stark reduziert werden.
· Die weitere Reduzierung der regionalen Verkehrsbelastung durch Transport des Bonner Klärschlamms per Schiff wird ermöglicht.
· Die Betroffenheit von unmittelbar Anwohnenden aus LKW-Transporten sinkt um bis zu 90 Prozent.
· Mit der Abwärme der KVA können ca. 1.700 Haushalte mit Fernwärme versorgt und ein geringer Stromüberschuss kann in das allgemeine Netz eingespeist werden. Die KVA stellt damit einen Beitrag für die Umstellung der Kölner Energieversorgung auf erneuerbare Quellen dar und sichert gleichzeitig den RheinEnergie-Kraftwerksstandort in Merkenich.
· Ausreichende Flächen stehen auch für eine Phosphor-Recycling-Anlage zur Verfügung.
· Langfristige anlagentechnische und infrastrukturelle Synergien für einen wirtschaftlichen Betrieb können durch das bereits bestehende
Heizkraftwerk genutzt werden.
· Eine sehr gute logistische Anbindung (Straße, Bahn, Schiff, geplant: Druckleitung) ist vorhanden bzw. kann eingerichtet werden.

Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens
Die StEB Köln und die Stadtwerke Köln beabsichtigen, ein Gemeinschaftsunternehmen zu gründen, das den Bau und den Betrieb einer KVA verantworten soll: die KLAR GmbH (Klärschlammverwertung am Rhein).  Sie bieten der Stadt Bonn sowie interessierten Städten und Gemeinden im Umkreis an, sich dem Projekt anzuschließen. Die SWK ist bereit, der KLAR GmbH ein Grundstück auf dem Gelände des Heizkraftwerks in Köln Merkenich im Wege einer Erbpacht zur Verfügung zu stellen.

Damit eröffnet sich die Möglichkeit, in Form einer Inhouse-Lösung interkommunal zusammenzuarbeiten: „Alle Beteiligten können als öffentliche Auftraggeber ihre Klärschlämme in die Gesellschaft einbringen und gewinnen eine langfristige Entsorgungssicherheit und Preisstabilität“, so Schaaf. Das Risiko stark steigender Marktpreise entfällt. Zudem kann die geplante Anlage sehr wirtschaftlich betrieben werden: Die Mengen der Klärschlammanlieferungen werden verbindlich festgelegt, sodass eine Vollauslastung der KVA gewährleistet
ist und keine Überkapazitäten entstehen.
Im Gemeinschaftsunternehmen sollen die Stadtwerke Köln ein Viertel der Anteile und die Partner, die den Klärschlamm liefern, rund drei Viertel der Anteile – im Verhältnis der eingebrachten Mengen – halten. Derzeit befinden sich die StEB Köln und die SWK in Gesprächen mit der Stadt Bonn und verschiedenen Umlandgemeinden über die Details der möglichen Zusammenarbeit. Otto Schaaf ist zuversichtlich: „In  Merkenich bieten wir potenziellen Partnern aus der Region einen optimalen Standort. Die Verhandlungen laufen gut.“

Ausblick
Vorausgesetzt, dass die betroffenen Beschlussgremien das Projekt mittragen, soll voraussichtlich im Mai 2021 die Gründung der KLAR GmbH
beschlossen werden. Die Zeit bis dahin wird genutzt, um kooperativ und auf Augenhöhe die notwendigen Abstimmungen mit den potenziellen Partnern weiter voranzutreiben.